Therapeutische Angebote: Tiergestützte Therapie

Tiergestützte Therapie

Der Bereich des Therapeutischen Reitens im HJH ist nach den Qualitätsrichtlinien des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten e.V. zertifiziert. Alle Angebote werden von qualifizierten Fachleuten begleitet.

„Wo das Tier den Menschen so annimmt, wie er ist, kann auch der Mensch beginnen, sich so anzunehmen, wie er ist.“

Otterstedt 2001, S. 87

Die Tiergestützte Therapie ist ein ergänzendes Angebot im Hermann-Josef-Haus Urft zur Unterstützung der individuellen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Es handelt sich um eine langfristig angelegte Fördermaßnahme, die im engen Austausch mit allen Beteiligten stattfindet.

Im HJH bieten ein weitläufiges Stallgelände, die artgerechte Tierhaltung, eine Reithalle, ein Außenplatz und die Lage am Waldrand ein umfassendes, naturnahes Lernfeld und viele Erlebnismöglichkeiten mit den Tieren.

Vorurteilslose Begegnungen und Akzeptanz

Die Tiergestützte Therapie bietet einen geschützten Rahmen, indem eigene Themen entdeckt und erlebt werden können. Das Tier wirkt durch seine Wahrnehmungs- und Reaktionsmöglichkeiten als Spiegel der inneren Befindlichkeiten des Menschen und verhilft diesem dadurch zu neuen Zugängen. Es ist ein vorurteils- und wertfreies Gegenüber, welches durch seine arteigene, unverfälschte Beziehungsgestaltung dazu einlädt, positive Erlebensweisen zu entwickeln und funktionale Verhaltensweisen zu erproben.

Hierfür stehen die unterschiedlichsten Tiere zu Verfügung, die durch ihre unverwechselbaren Charaktere die individuellen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ansprechen: So ist der zugewandte Kater ein „Türöffner“, der schon an der Pforte wartet und gerne den Kuschelfaktor erfüllt. Die vorsichtigen Tierheimkaninchen fordern zu einer besonders behutsamen Beziehungsgestaltung auf, während in der Interaktion mit dem Esel ein Balanceakt zwischen Durchsetzungsfähigkeit und Entgegenkommen nötig ist. Im Umgang mit den Pferden erhält jeder seinen Raum, getragen zu werden oder Selbstwirksamkeit zu entwickeln.

Durch psychotherapeutische Unterstützung werden emotionale, kognitive, motorische und soziale Formen des Lernens mit dem Tier zu ganzheitlichen Prozessen verbunden. In Einzel- oder Kleingruppenkontexten erleben die Kinder nicht zuletzt die Möglichkeit einer sinnvollen Freizeitgestaltung, Spaß, das Erleben von Natur und Bewegung mit einem Partner, der ohne Kenntnis der Aktenlage, immer wieder neu die Chance bietet, aus dysfunktionalen Lebensschemata herauszuwachsen.

Therapeutisches Reiten

Die Pferde bieten im Kontext der Tiergestützten Therapie die besondere Möglichkeit des gemeinsamen „Sich-bewegens“ und „Bewegt-werdens“.

Im HJH können die Kinder beim Heilpädagogischen Reiten und Voltigieren nicht nur die Grundelemente im Umgang mit und auf dem Pferd erlernen und körperliches Training erfahren, sondern auch ihre individuellen und sozialen Kompetenzen erweitern.

Der Kinderbauernhof besitzt hierfür Pferde in unterschiedlichsten Größen und mit ausgeprägten Charakteren, um den Reitern und Reiterinnen möglichst optimale Bedingungen für ihre individuelle Thematik bieten zu können.

Hierfür werden aktive, spielerische und kreative Einheiten in der Reithalle ebenso angeboten, wie ruhige, aber deshalb nicht weniger ereignisreiche Ausritte in der Natur. Besonderer Wert wird auf eine gelungene Kommunikation zwischen Mensch und Pferd im Sinne des „Horsemannships“ gelegt. Reiter und Reiterinnen lernen, ihr Pferd so zu verstehen und ihm so zu begegnen, dass nur mehr ein „Flüstern“ für das zwischenartliche Verständnis nötig ist.

Im Sinne eines ganzheitlichen Lernverständnisses werden die Kinder und Jugendlichen zudem umfassend an der Pflege und Versorgung der Tiere beteiligt. Ihre Fähigkeiten und ihr Wissen können die Reiter z.B. durch den Erwerb des Pferdeführerscheins oder von Reitabzeichen unter Beweis stellen oder in „freien Angeboten“ den ungezwungenen Kontakt mit den Pferden suchen.